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Das Gedicht „Der Spinnerin Lied“ von Clemens Brentano (1778-1842) handelt von der nächtlichen Klage einer Frau beim Spinnen über den Verlust ihres Geliebten, wobei die schon lang anhaltende Trauer, Zeichen für ein spätromantisches Werk, in den Vordergrund gerückt werden soll.
Schon die Überschrift dieses Gedichtes hat etwas Geheimnisvolles an sich, da der Leser wissen möchte, wovon das Lied der Spinnerin handelt. Durch das Subjekt „Spinnerin“ wird dem Leser gleich zu Beginn gezeigt, dass es sich bei dem lyrischen Ich um eine Frau handelt.
Das Gedicht besteht aus sechs Strophen mit je vier Versen und besitzt eine umarmende Reimform. Der hier verwendete Jambus unterstützt mit seiner Kontinuität und seinem Rhythmus das Spinnen des lyrischen Ichs, da auch das Spinnen rhythmisch und durchgehend ist. Somit entsteht ein liedhafter Charakter des Gedichtes. Das gesamte Werk beinhaltet zwei Zeitebenen. Es wird Strophenweise immer abwechselnd von Vergangenheit („Es sang …“ (Str. 1)) zu Gegenwart („Ich sing…“ (Str. 2)) gewechselt. Die Vergangenheit erzählt von der Zeit, in der das lyrische Ich mit seinem Geliebten zusammen war und die Gegenwart spiegelt seine jetzige Situation und dementsprechend seine Gefühle wider. Zudem wird durch diesen Wechsel der Zeiten die Vergänglichkeit verdeutlicht, da sich das lyrische Ich nach dieser Zeit sehnt und dadurch in Trauer verfällt.
Im Vergleich zu Eichendorffs Gedichten fällt auf, dass es eine reine Klage ist und keine gegliederte Erzählung, die von Ausgangssituation, Problem und momentaner Situation berichtet.
Die erste Strophe handelt von der Zeit „vor langen Jahren“, in der das lyrische Ich und ihr Geliebter noch ein Paar waren. Damals sang die Nachtigall in lieblicher Weise, in süßem Schall und drückt damit die wunderbaren Gefühle aus, die die Spinnerin im Beisein ihres Geliebten empfunden hat. Wenn sie zurück denkt, verbindet sie mit diesem Klang die große Liebe und Zuneigung zu ihrem Geliebten. Dieses typische Motiv der Nachtigall zieht sich durch das gesamte Gedicht hindurch und steht damit neben der Liebe der Spinnerin zu ihrem Mann auch für die innige Beziehung des lyrischen Ichs zur Natur, was wiederum typisch für die Romantik ist.
In der darauf folgenden Strophe beschreibt das lyrische Ich seine momentane Situation, die es beklagt und am liebsten beweinen möchte. Es berichtet, dass es aber nicht weinen kann, was auf einen längeren Zeitraum, der Trauer und einer teilweisen Verarbeitung hindeutet. Das lyrische Ich spinnt „so alleine“ und fühlt sich dabei sehr einsam und verlassen. Aber indem es den „Faden klar und rein“ spinnt, kann es wenigstens dafür sorgen, dass die Erinnerung an ihren Geliebten nicht abreißt. Der Faden symbolisiert die Verbindung zur Vergangenheit und damit zu ihrer großen Liebe, die sie in jedem Fall in Gedanken am Leben erhalten möchte. Deshalb hat die Spinnerin auch vor, die gesamte Nacht hindurch zu spinnen, solang der Mond scheinen wird.
In der nächsten Strophe schwelgt die Spinnerin wieder in der Erinnerung an das Zusammensein mit ihrem Lieben. Hier wird auch wieder die Nachtigall als Symbol der Liebe gebracht. Jedoch ist ihr Schall nicht mehr süß, sondern mahnt. Dies beruht auf der Tatsache, dass wir hier zum ersten Mal erfahren, dass der Geliebte gestorben ist. Der Schall wird durch diese Abwertung zur klagenden Erinnerung bzw. Sehnsucht, ähnlich wie der Faden in der Strophe zuvor.
In der vierten Strophe ist ein Blick in die Zukunft der Spinnerin zu erkennen. Durch ihre große Liebe will sie ewig an den Verstorbenen denken, jedoch nur so lang der Mond scheinen mag, Dadurch wird der Mond, wie auch schon in der zweiten Strophe in ein besonderes Licht gerückt. Der Mond könnte wieder zu einem Symbol der Erinnerung werden. Ähnlich wie eine Mondnacht ist die Erinnerung an den toten Geliebten klar und erleuchtet, doch je weniger Licht der Mond reflektiert, desto düsterer wird die Landschaft. In Bezug auf die Erinnerung würde dies bedeuten, je länger die Zeit weiterschreitet, desto dunkler und verschwommener wird die Erinnerung. Beweis für die Theorie wäre der zweite Vers. Zusammenhängend würde es bedeuten, dass sie zunächst nur an ihn denkt, doch diese Erinnerung vergeht, wenn sie einen neuen Geliebten findet. Aus Angst vor dieser Vorstellung entwickelt sie Todesvorstellungen, um mit ihrem Geliebten durch Gott vereint zu werden.
Die darauf folgende Strophe wird diese Todesvorstellung des lyrischen Ich jedoch wieder verworfen. Im Gegenteil, diese Strophe bildet einen Kontrast zur vorherigen. Es kommt ein wenig Hoffnung im lyrischen Ich auf. Denn durch die Nachtigall wird sie an die schöne Zeit mit ihrem Geliebten erinnert.
Jedoch ist diese Strophe ein wenig bizarr. Zunächst stand der Ruf der Nachtigall in der Gegenwart für etwas Negatives, nämlich die Erinnerung an den Tod und in dieser Strophe wie auch schon in der ersten für etwas Positives, nämlich die Zeit des Zusammenseins. Dieses Wechseln der Bedeutung lässt Rückschlüsse auf die Gefühlslage des lyrischen Ichs zu, welche ebenfalls sehr wechselhaft ist.
In der letzten Strophe erinnert das lyrische Ich erneut an die Vereinigung mit dem Geliebten nach dem Tode und stellt ihre momentane triste Situation, des Alleinseins, bzw. Spinnens dagegen. Das Nachtmotiv wird aufgegriffen und verkörpert die unendliche Einsamkeit der Spinnerin. Zum Schluss verleiht sie ihren Gefühlen noch Ausdruck durch das Bekenntnis „weinen“ zu wollen. Angesichts der Jahre, die sie noch auf Erden ohne ihren Mann verbringen muss, erreicht ihre Trauer einen Höhepunkt.
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24.3-28.3 Trainingscamp in Grenzau
6.6.-8.6. Rock am Ring!!! |
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Wenn du deine eigenen Sünden nicht siehst, wirst du immer glauben, dass du gut bist. Wenn du sie aber siehst, dann können dich deine Gedanken unmöglich überreden, das du gut bist. Es ist eine schwere Arbeit, sich selbst unablässig zu untersuchen. Denn die Augen unserer Herzen werden blind durch Nachlässigkeit, Trägheit und Unachtsamkeit.
(Stephan Weidner) |
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